RBB Kultur am Morgen am
11.11.2019
Eine Konzertkritik von Clemens Goldberg
Kulturradio, September 2016
... Es ist ein kleines Wunder, wie viele Berlinerinnen und Berliner sich in Chören engagieren, zum Teil wie im Fall der Bach-Akademie auf professionellem Niveau. Die h-Moll-Messe bleibt allerdings eine enorme Herausforderung auch für einen solchen Chor. Heribert Breuer hat sehr genau mit dem Chor gearbeitet, so präzis und fordernd, dass manchmal die angezogene Handbremse deutlich spürbar bleibt. So bekommen die vielfältigen Chorsätze manchmal etwas Statuarisches, nicht über die Takte Schwingendes. Trotzdem bleibt eine beeindruckende Leistung, denkt man z.B. an das sehr schön gelungene Sanctus.
Herausragende Orchestersolisten
Von der gediegenen und wohl bekannten Solistenriege war jene Art von gut gestalteter Professionalität zu hören, wie sie erwartbar ist. Über dieses Niveau, nämlich zu wirklich außerordentlichem Ausdruck oder Berührung der Seele kam es nur einmal, nämlich im Agnus Dei von Britta Schwarz. Dagegen sollen einmal die Solisten des Orchesters genannt werden, denen das gelang: Cornelia Brandkamps Flötenarien, der brillanten Trompete Gabor Tarkövis und der enorm energetischen und präzisen Pauke Heiner Herzogs.
Der Tagesspiegel, April 2016
An Barockmusik scheiden sich die Geister. Die einen finden ihre Schwere und Klarheit eintönig, die anderen begeistert ihre klangliche Vielfalt. Doch egal wie die persönliche Einstellung ist: Es ist einfach eine Freude, der Berliner Bach Akademie, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, zuzuschauen. Das aufmerksame Mitwippen der Musiker und Sänger, die gestisch aufwendigen und freudigen Dirigierbewegungen von Heribert Breuer stecken an und machen Lust auf mehr.
Die Bach Akademie wurde 1991 von Breuer gegründet, der das Ensemble bis heute mit seinem übersprühenden Enthusiasmus leitet. Das Repertoire umfasst Oratorien und a-cappella-Werke von Monteverdi, Vivaldi, Brahms und – wie sollte es anders sein – Bach. Doch auch Bearbeitungen von Breuer werden regelmäßig von Chor und Orchester auf die Bühne gebracht.
Im Kammermusiksaal der Philharmonie beweisen sie mit Händel ihr Können. Das Oratorium „Acis und Galatea“ ist eine Vertonung aus Ovids Metamorphosen, mit englischen Texten von John Gay, und wurde einst als Maskenspiel für einen britischen Earl geschrieben. Die pastorale Erzählung glänzt mit allerlei bewegten Läufen und instrumentalen Vogelstimmen und zeichnet ein Klangbild von der unberührten Natur, in der die Geschichte von zwei Liebenden ihren Lauf nimmt. Chor und Orchester spielen dieses friedliche Schäferstück mit klanglicher Präzision und schwelgender Ruhe. Der Frieden in der Idylle wird schließlich in Form des Riesen Polypheme gestört ..
Der Tagesspiegel, April 2002 Matthäuspassion
“Wenn zu Beginn einer Novelle ein Gewehr beschrieben wird, das an der Wand hängt, wird es irgendwann auch benutzt. Ähnlich ist es wahl mit guten Stimmen. An denen fehlte es Heribert Breuer nicht für seine Aufführung von Bachs Matthäuspassion im Kammermusiksaal.
Breuers Berliner Bach Akademie ist ein exzellenter Chor aus geschulten Amateuren, der sich mit seinem Volumen und Intonationssicherheit hören lassen kann – gerade auch neben auch neben seinen Gästen vom Coro de Communidad de Madrid, die ihr Geld als professionelle Chorsänger verdienen.
Die Solistenriege verbreitet allein schon durch die Aneinanderreihung prominenter Namen Wohlklang, schon bevor die erste Note gesungen wird: Simone Nold, Katharina Kammerloher, Clemens Bieber, Kwangchul Youn und Siegfried Lorenz haben alle ihre Meriten auf den Berliner Opernbühnen erworben.
Eine durchdachte, genau vorbereitete, deutlich artikulierte, klar phrasierte, stets satt klingende Aufführung. Breuer gehört nicht zu denen, die das Werk in seiner Historizität zu begreifen suchen. Seine Aufführung betont das Monumentale, sie schwärmt von Bachs frappierenden Dissonanzen und verleiht den Zentnerworten einen Ausdruck ungebrochener persönlicher Betroffenheit”
Berliner Morgenpost, Ostern 2002 Matthäuspassion
…Gerade erst hat die Berliner Bach Akademie gemeinsam mit dem Coro de la Comunidad de Madrid die Matthäuspassion in Madrid aufgeführt – in Anwesenheit der spanischen Königin Sofia.
Jetzt statteten die Spanier den Berliner Kollegen zum ersten Mal einen Gegenbesuch ab. Der Chorgesang klingt bemerkenswert homogen. Dabei wirkt kein Choral wie der andere. Beide Chöre singen, in glänzender Verfassung, mit einer Stimme…
Märkische Oderzeitung, 02.April 2002 Matthäuspassion
Zwischen ehrgeiziger Konzert-Kunstanstrengung und fromm bescheidener Kirchenmusik muss sich entscheiden, wer sich mit Bachs Passionen, diesen Kostbarkeiten christlich abendländischer Musikkultur, auseinander setzt. Auf Sir Simon Rattles erste “Johannes-Passion”, mit den Berliner Philharmonikern, dem RIAS-Kammerchor und teurer Solisten-Prominenz in der Philharmonie durchaus problematisch geraten, folgte mit der Berliner Bach Akademie unter Heribert Breuer das höchst gelungene Kontrastprogramm mit der “Matthäus-Passion”.
Breuer, der in zehn Jahren aus der von ihm gegründeten Berliner Bach Akademie auch ohne die modisch gewordenen alten Instrumente ein Ensemble von Rang geformt hat, hat Mut zur Demut. Schon die Entscheidung für den intimen Kammermusiksaal der Philharmonie ist Programm. Breuer sucht jene Schlichtheit, die den Passionen im smart eleganten Konzertbetrieb schon fast abhanden gekommen sind. Hier wird nichts dramatisch aufgedonnert, nichts kokett hingefrömmelt. Die Passion aus Evangeliumstext, barocker Dichtung und Choral wird einfach und deshalb bewegend erzählt und musiziert.
Breuer animiert die Mitwirkenden zu einem Zusammenspiel von Charakter: Das Orchester folgt ihm sensibel, in allen Solopartien untadelig, aber nie auf eitle Bravour bedacht. Die beiden Chöre, die hier harmonisch zusammenwirken – der der Berliner Bach Akademie und der Coro e la Comunidad de Madrid – haben in der spanischen Hauptstadt damit gerade in Anwesenheit der Königin Sofia begeistert. Sie werden auch hier zurecht gefeiert: zwei Chöre ohne Eitelkeit und ohne Betulichkeit.
Eben das zeichnet auch die Solisten aus: Clemens Bieber ist ein Evangelist mit fein nuancierender tenoraler Erzählkraft. Siegfried Lorenz als Christus bewegt, weil er es nicht darauf anlegt. In den Rezitativen und Arien bestechen Simone Nold (Sopran), Katharina Kammerloher (Alt) und der klangmächtige Kwangchoul Youn. Behutsam meiden sie Theatralik. So entsteht unter Breuer ein empfindsam austariertes Gefüge, in dem meditative Betrachtung und dramatisches Geschehen sich die Waage halten.
So frisch wie andachtsvoll fromm, so behutsam wie engagiert formt sich die “Matthäus-Pasion” zum musikalischen Gesamtkunstwerk, das alle Eitelkeiten des Musikbetriebes hinter sich lässt.
ABC Madrid, 17. März 2002 Matthäuspassion
“Zwei exzellente deutsche Ensembles (Chor und Orchester der Berliner Bach Akademie) und zwei spanische, zusammen mit hervorragenden Solisten, musizierten unter der Leitung von Heribert Breuer eine Matthäuspassion, die man als “ausgezeichnet” qualifizieren muss. Heribert Breuer erreichte mit seiner Expressivität, fein abgestufter Intensität, mit seiner Hingabe eine Interpretation der Matthäuspassion, die zu den bedeutenden dieses Werkes gezählt werden muss.”
El Mundo, April 2000 Brandenburgische Konzerte
“Die Musiker der Berliner Bach Akademie sind exzellent. Sie spielten mit unverkennbarer technischer Brillanz und bewundernswürdigem Geschmack, wahrhaft kammermusikalisch, einer auf den anderen hörend und darauf achtend, dass es “wie Bach” klang. Musik, die mit Delikatesse, klangvoller Fülle und großer Expressivität gespielt wurde, ohne hohl zu klingen. Musikalität, eine grundlegende Konzeption des Werkes, Sorgfalt in der Ausführung dessen, was Bach geschrieben hat, waren die Konstanten des Konzertes der Berliner Bach Akademie unter der nüchternen und wirksamen Leitung von Heribert Breuer. Ein wunderbares Finale des Bach-Zyklus, das vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.”
Bayrischer Rundfunk, April 2000 Kunst der Fuge
“Hier ist Bach neu durchdacht, Breuers Konzept der vier Quartette durchleuchtet diese Bibel des Kontrapunktes ungewohnt, erzielt damit ungeahnte Transparenz.”
Matthias Keller, CD-Kritik 2000 Kunst der Fuge
“Das Resultat jedenfalls ist eine äußerst vitale Bach-Interpretation, die einmal mehr des Genius’ Zeitlosigkeit hervorhebt.”